FAY DISPATCHES by Peter Howarth: TIM MARLOW

DIREKTOR UND GESCHÄFTSFÜHRER DES LONDON DESIGN MUSEUM

Er hat sich als Kunstkritiker seine Sporen verdient und mit Damien Hirst und den explosiven Young British Artists gearbeitet. Nach seinem Erfolg als künstlerischer Leiter der Royal Academy of Arts in London leitet Tim Marlow nun das Design Museum der Stadt. Mit einem Ziel: die Welt des Designs zum Leben erwecken.

"Ich bin stets von der Geschichte fasziniert, ich verwende sie, um die Gegenwart einzurahmen und in die Zukunft zu blicken."

Wenn man mit Marlow spricht, dann nimmt man das Ausmaß seiner Interessen und seine - unermüdliche - Leidenschaft wahr.
Zuerst erzählt er dir von seinem Fandom und einen Augenblick später vertraut er dir an, dass ihn der Rothko-Saal in der Tate Gallery "verwirrte und eine sublime Bindung mit Turner herstellte, dessen Werke sich dort in der Nähe befanden". Doch das Gefühl, dass ein Historiker spricht, ist stets vorhanden, ein Mann, der die Kunst und die Architektur - und sogar den Fußballverein - eines Ortes als Manifestation seiner in Entstehung befindlichen Geschichte sieht.
Und der Historiker ist natürlich begeistert von der Verantwortung, über das London Design Museum eine neue Geschichte zu erzählen.

"Ich bin aufgrund meiner Ausbildung Kunsthistoriker und aufgrund meiner Evolution Kulturkommentator, doch meine Lebensarbeit besteht darin, direkt mit kreativen Leuten zu interagieren - mit Künstlern der White Cube Galerie, Künstlern und Architekten der Royal Academy of Arts - und jetzt mache ich das gleiche hier mit den Designern, weil ich will, dass das Museum engere Bande mit der Design Community schließt."

Der neue Raum "fordert mich heraus, in seinem Inneren Aktivitäten zu erzeugen und genau das werde ich machen: das Museum aktivieren."

Das wird seinen Aussagen nach besonders wichtig sein, während der Lockdown nach und nach aufgehoben wird: "Museen sind Orte menschlicher Erfahrung, sie sind leidenschaftlich, physisch. Natürlich ist dies ein Ort, der reich an physischen Objekten ist. Aber es ist auch ein Ort, an dem sich die Menschen treffen. Und es geht nicht einmal nur darum, sie in besonders erfolgreiche Ausstellungen zu stecken; es sollte ein Ort sein, der nicht nur das Design in das Schaufenster rückt, sondern auch die Forschung und den Gedanken, die dem Design zugrunde liegen".

Marlow will, dass das Museum auch für eine breitere Gemeinschaft eine Attraktion ist. Eine große Herausforderung: vielen Kunstgalerien ist es gelungen, eine Beziehung mit ihren Besuchern aufzubauen, er will "jenes Teilen mit anderen hegen und pflegen, um ein Publikum zu schaffen, das Vertrauen in die Autorität dessen hat, was dieser Ort für es darstellt."

"Ich will Erfinder, Unternehmer, Denker involvieren - Design stellt die Zusammenarbeit in den Vordergrund; ohne Zusammenarbeit kann man nichts planen und in die Produktion bringen. Der Mythos des romantischen Künstlers, der einsam in seinem Studio arbeitet, ist auf das Design nicht anwendbar."
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